Eine Brücke für die Larkstreet Lumber Co. Railroad
by Chris Ott-Ackermann

Einführung

(Mausklick zum Vergrössern der Bilder)

Bei Waldbahnen war es üblich, zur Überwindung von Gräben und Canyons, sog. "wooden trestles" zu erstellen. Sie bestanden aus Holz, einem Werkstoff, welchen es bei Waldbahnen, logischerweise, in grossen Mengen gab. Der finanzielle Aufwand dafür musste sich in Grenzen halten und der Bau vor allem schnell gehen. Von allen in Nordamerika (inkl. Kanada) gebauten "wooden trestles" kamen rund die Hälfte bei Waldbahnen zum Einsatz. Dabei entwickelten sich zwei Typen: Die Rahmenkonstruktion mit Kanthölzern (sog. timber trestle) und die gerammte Konstruktion mit Rundhölzern (sog. pile trestle), je nach Einsatzort.

Die Rahmenkonstruktion (Bild a) kam vor allem im felsigen Gebiet zum Einsatz, wobei die einzelnen Rahmen (sog. framed bents) auf einem Platz vormontiert wurden, um dann mit dem Kran vor Ort auf Stein-oder Betonfundamente versetzt zu werden.

Die gerammte Rundholzkonstruktion (Bild b) kam vor allem in Seen und Flüssen, sowie "weichem" Boden (Ebene) zum Einsatz. Wie der Name schon sagt, wurden die einzelnen Pfeiler (poles) vor Ort in den Boden gerammt und zu "bents" zusammengefasst.

Konstruktion und Dimensionen:

Für die einzelnen Bauteile gab es Normen und Berechnungstabellen, die in den meisten Fällen für die Statik der Brücke genügten. Folgende Angaben gelten für Schmalspurbahn-Brücken:
Bahnschwelle (tie) 8"x8" resp. 20cm x 20cm ( Abstand ca. 15cm)
Hauptträger (stringer) 8"x18" resp. 20cm x 46cm
Querträger (cap) 12"x14" resp. 30cm x 36cm
Pfosten (posts or piles) 12"x12" resp. 30cm x 30cm (dito als Durchmesser)
Zangen ( sill) 2 Stk à 6" x 12" od. 3" x 12" resp. 15cm x 30cm od. 8cm x 30cm
Schwenklatten (sway brace) 3"x12" und 4"x10" od. 8cm x 30cm und 10cm x 26cm
Gurt (girt) 8"x 8" od. 6"x10" entspr. 20cm x 20cm od. 15cm x 26cm. (Bild c)

Der Abstand von "bent to bent" (horizontal) betrug in der Regel 15' entspr. ca. 4,5m.

Der Abstand von "sill to sill" (vertikal) 16' max 20' entspr. 4,9m bis 6,0m Je nach geforderter Tragkraft und/od. Spannweite von "bent zu bent" wurden mehrere "stringer" parallel zueinander verlegt und unter einander mit einem Distanzstück verbunden.

Da diese Brücken, vor allem bei Waldbahnen, meistens wenige Jahre gebraucht wurden, verzichtete man auf eine kostspielige Holzbehandlung. So verbautes Holz hatte eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 20 Jahren. Dies führte aber auch dazu, dass hin und wieder eine solche Brücke trotzdem kollabierte. Alte Lokführer berichten, dass bei unsicheren Brücken die Mannschaft den ohnehin langsam zu Tal fahrenden Zug vor einer Brücke verliessen und zu Fuss auf die andere Seite rannten, um dann wieder auf den Zug aufzuspringen!!!

Das Modell

Auf der rechten Seite der Anlage überquert die Bahn einen zum See hin steil abfallenden Felseinschnitt. Um diesen zu überwinden musste eine Brücke von ca. 55cm Länge und einer max. Höhe von 28cm vorgesehen werden. Als Typ wurde eine sog. "timber trestle bridge" gewählt. Nebst den "abutments" soll die Brücke von vier "framed bents" unterschiedlicher Höhe getragen werden.

Zuerst wurde das Terrain in Form eines wegnehmbaren Moduls aus Styroporplatten und Sagex geformt. (Bild 1) Anhand der positionierten Tragelemente wurden mit Hilfe von vertikalen dünnen Balsastäben die Geländeform eruiert und als Schnitt aufgezeichnet. Damit konnten die einzelnen "bents" in ihrer Höhe und dem Terrainverlauf angepasst, bestimmt werden.

Die "bents" wurden anschliessend im Massstab 1:1 aufgezeichnet, auf eine Unterlage fixiert und mit Klarsichtfolie abgedeckt. Darauf konnten die Tragwerke aufgebaut werden (Bilder 2 und 3)

Die Hauptträger mit den Schwellen wurde ebenfalls auf einer Lehre aufgebaut. (Bild 4)

Anschliessend konnten alle Elemente auf dem Modul positioniert und provisorisch fixiert werden. (Bild 5)

Der Endmontage stand nun nichts mehr im Weg. Es kamen die horizontalen Gurten, die diagonalen Latten und Streben, sowie die Schrauben und Auflagehölzer für die Fundamente dazu. Erste Alterungsspuren wurden mit der Airbrush aufgebracht. (Bilder 6 und 7)

Bemerkungen:

  • Alle Dimensionen und Querschnitte wurden gemäss Angaben im Kapitel Einführung im Massstab 1:48 für das Modell übernommen.
  • Haupttragelemente wie Träger und Querträger, Pfosten und Pfostenschuhe wurden in Lärchenholz gefertigt.
  • Alle weiteren Bauteile inkl. Schwellen entstanden aus hartem Balsaholz.
  • Sämtliche Bauteile wurden vor dem Zusammenkleben mit Wasserfarbe behandelt und deren Oberfläche mit der Drahtbürste gealtert.
  • Schraubenimitationen aus Kunststoff stammen von Grandt Line Products, USA.
  • Die Schienen wurden mit HO-Schienennägeln fixiert.
Fehler, die zu vermeiden sind:
  • Der Abstand von "bent zu bent" muss konstant bleiben, da sonst, im Zusammenhang mit den "stringer", die Statik nicht mehr stimmt.
  • Quadratische Pfosten wurden für das Rammen nicht verwendet. Diese liegen immer auf Fundamenten aus Beton oder Mauerwerk, seltener auch auf Holzpfosten oder Schwellen.
  • Konnte der Abstand von "bent zu bent" nicht beibehalten werden, wurden jeweils zwei davon in der Längsachse, V-förmig schräg gestellt, so dass der Abstand auf Höhe der Hauptträger erhalten blieb und am Boden das Hindernis überbrückt oder umgangen werden konnte.
  • Ab ca. 10' ( > 3.00m) Höhe wurden die peripheren Pfosten nicht mehr senkrecht, sondern mit ca. 10° bis 12° Neigung zur Brückenachse hin schräg gestellt.
Quellen:
A treatise on wooden trestle bridges by Wolcott C. Foster, 1904
Alle Fotos der Modelle vom Autor
Andere Abbildungen aus dem Internet